In der heutigen Industrie ist eine effektive Verwaltung von operativen (OT) und informationstechnologischen (IT) Daten entscheidend, um die Betriebskontinuität zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Gleichzeitig bringt die zunehmende Integration dieser beiden Bereiche neue Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit mit sich.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es unerlässlich zu verstehen, welche Faktoren die Sicherheit eines Data-Management-Systems beeinflussen.
Wann ein Data-Management-System anfällig für Cyberbedrohungen wird
Ein Data-Management-System kann aus verschiedenen Gründen anfällig für Cyberangriffe werden:
- Systemkomplexität: Die Interaktion mit zahlreichen Geräten und Systemen vergrößert die Angriffsfläche und erschwert es, alle Zugangspunkte zu überwachen und abzusichern.
- Veraltete Software: Der Einsatz überholter Technologien, die nicht mit aktuellen Sicherheitsstandards entwickelt wurden, öffnet bekannten Schwachstellen Tür und Tor.
- Zunehmende Systemvernetzung: Der Einsatz von IoT-Lösungen und der Übergang zur Industrie 4.0 führen zu stärker vernetzten Systemen – und damit zu einem erhöhten Risiko der Angriffsverbreitung.
- Verzögerte Software-Updates: Operative Zwänge führen oft dazu, dass Updates nicht rechtzeitig eingespielt werden – so bleiben Systeme gegenüber neuen Bedrohungen verwundbar.
Nur durch den Einsatz fortschrittlicher, zertifizierter und für industrielle Anwendungen entwickelter Lösungen lässt sich ein wirksamer Schutz von Unternehmensdaten und eine hohe Cyber-Resilienz sicherstellen.
Einhaltung internationaler Sicherheitsstandards
Für die Sicherheit von Data-Management-Systemen ist die Einhaltung anerkannter internationaler Standards unerlässlich:
- IEC 62443: Dieser Standard gilt als Referenz für die Sicherheit industrieller Automatisierungs- und Leitsysteme. Er setzt auf mehrstufige Verteidigungskonzepte, Netzwerksegmentierung, Zugriffsmanagement und kontinuierliches Monitoring zum Schutz kritischer Assets.
- NIST: Das National Institute of Standards and Technology bietet mit dem Cybersecurity Framework (CSF) ein umfassendes Leitwerk für das Management von IT-Risiken. Es gliedert sich in sechs Kernfunktionen: Govern, Identify, Protect, Detect, Respond, Recover. Dieser Ansatz unterstützt Unternehmen beim Aufbau wirksamer Sicherheitsstrategien und erleichtert die Einhaltung weiterer branchenspezifischer Anforderungen.
- ANSSI-Zertifizierung – CSPN: Diese vom französischen Amt für Informationssystemsicherheit (ANSSI) vergebene Zertifizierung bescheinigt Software oder Hardware die Widerstandsfähigkeit gegenüber realen Bedrohungen und wird auch durch das BSI anerkannt. Die „Certification de Sécurité de Premier Niveau“ (CSPN) basiert auf technischen Tests durch akkreditierte Labore zur Überprüfung der implementierten Sicherheitsmaßnahmen.
Sicherheitslösungen für das industrielle Data Management
Der Schutz sensibler Unternehmensdaten erfordert den Einsatz moderner Technologien und strukturierter Methoden.
Sichere Softwareentwicklung
Technologieanbieter im Bereich Data Management müssen einen sicheren Entwicklungszyklus wie den Security Development Lifecycle (SDL) umsetzen, um Sicherheitsaspekte bereits in den frühesten Phasen der Softwarekonzeption zu integrieren.
Dies umfasst regelmäßige Sicherheitsbewertungen, eine auf Verteidigung ausgerichtete Architektur sowie fortlaufende Tests unter verschiedenen Systembedingungen.
Darüber hinaus ist ein transparenter Produktlebenszyklus (Life Cycle Management) notwendig. Anbieter müssen vollen Support – inklusive funktionaler und sicherheitsrelevanter Updates – für klar definierte Zeiträume garantieren.
Während der gesamten Lebensdauer der Data-Management-Plattform müssen zeitnahe Patches und Hotfixes bereitgestellt werden, um Sicherheitslücken zu schließen, die durch regelmäßige Tests identifiziert werden.
Regelmäßige und strukturierte Software-Updates
Ein sicheres Update-Management erfordert einen strukturierten Ansatz: Systematische Kompatibilitätsprüfungen mit der Produktionsumgebung, vorausschauende Validierung im operativen Umfeld sowie eine kontrollierte Rollout-Strategie zur Vermeidung von Unterbrechungen.
Ebenso entscheidend ist die Einhaltung des Microsoft Security Development Lifecycle: Jede neue Version von Microsoft-Updates muss auf ihre Kompatibilität mit der Data-Management-Lösung geprüft werden.
Dieser Prozess sollte durch zeitnahe Bulletins begleitet werden, die über die Kompatibilität der Updates und etwaige notwendige Maßnahmen informieren.
Zentralisiertes Repository und integrierter Datenschutz
Ein zentrales Datenrepository verhindert Informationsinseln, reduziert Redundanzen und ermöglicht eine strengere Kontrolle über Integrität, Verfügbarkeit und Vertraulichkeit der Daten.
Dadurch lassen sich Sicherheitsrichtlinien konsistent auf alle verwalteten Daten anwenden, inklusive rollenbasierter Zugriffskontrollen, lückenlosem Aktivitäts-Tracking sowie Anbindung an Monitoring- und Auditing-Tools.
Gerade im industriellen Umfeld erlaubt diese Architektur einen einheitlichen Schutz sowohl für Prozess- als auch für Geschäftsdaten.
Zudem vereinfacht sie die Umsetzung von Standardprotokollen für Verschlüsselung, automatisierte Backups und Disaster Recovery, essenzielle Maßnahmen zur Sicherstellung der Betriebskontinuität und zur Steigerung der Resilienz des Informationssystems.
Data Governance als Sicherheitsfaktor
Effektive Datensicherheit beginnt mit klar definierten Richtlinien, die den gesamten Lebenszyklus von Informationen regeln: von der Erhebung über den Zugriff und die Bearbeitung bis hin zur Archivierung und Löschung.
Im industriellen Kontext bedeutet dies, präzise Rollen- und Rechtekonzepte für alle Benutzer, Systeme und Geräte zu definieren – stets abgestimmt auf ihre operative Funktion und das jeweilige Risikoprofil.
Diese Regeln müssen zentral verwaltet, nachvollziehbar dokumentiert und in Auditsysteme eingebunden sein, um eine kontinuierliche Kontrolle der Aktivitäten zu gewährleisten.
Schulung und Sicherheitskultur im industriellen Umfeld
Der Mensch ist nach wie vor einer der größten Risikofaktoren in der Cybersicherheit: Ob durch das Anklicken schädlicher Links, unsachgemäße Passwortnutzung oder schlicht fehlendes Bedrohungsbewusstsein – selbst ausgefeilte technische Schutzmaßnahmen können dadurch wirkungslos werden.
Um dauerhaft ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten, müssen auch operative Abteilungen regelmäßig sensibilisiert werden. Ergänzend zu technischen Lösungen braucht es daher ein strukturiertes Schulungs- und Weiterbildungsprogramm.
Simulationen von Angriffsszenarien, rollenbasierte Trainingsformate sowie klare, verbindliche Verhaltensrichtlinien tragen wesentlich zur Etablierung einer echten Sicherheitskultur bei.
Ein sensibilisiertes Team erkennt Auffälligkeiten frühzeitig, reagiert angemessen auf Vorfälle und leistet einen aktiven Beitrag zur Sicherheit der Unternehmenssysteme.
Fazit: Unternehmen, die Data-Management-Lösungen im Einklang mit diesen Best Practices umsetzen, schaffen die Grundlage für eine robuste Informationssicherheit und schützen ihre OT- und IT-Daten effektiv vor Cyberbedrohungen.
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