Craig Hayman und Jean-Pascal Tricoire beantworten Fragen zur Zukunft digitaler Industrie.
Jede Branche wurde von COVID-19 beeinflusst, negativ wie zum Teil positiv. Unternehmen, die sich bereits vor Ausbruch der Pandemie mit der Umsetzung der digitalen Transformation auseinandergesetzt haben, erleben in dieser Krise einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Sie schauen nach vorne und versuchen aus den Erfahrungen der letzten Monate zu lernen, um sich auf eine Zukunft vorzubereiten, die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit erfordert.
Im Anschluss an die AVEVA World Digital am 25. und 26. August werden Craig Hayman, CEO von AVEVA, und Jean-Pascal Tricoire, CEO und Vorsitzender von Schneider Electric, darüber diskutieren, wie die Zukunft der digitalen Industrien aussieht. Im Vorfeld haben Sie bereits einige Themen angesprochen, die Ende August weiter erörtert werden. Die wesentlichen Aussagen habe ich hier für Sie zusammengefasst.
Wie hat COVID-19 die Unternehmenslandschaft verändert? Wie können die Industrien in Zukunft flexibel agieren?
Craig Hayman, AVEVA: Für viele unserer Kunden war COVID-19 eine Art Motor für notwendige Veränderungen. Auf einmal standen Themen wie Remote Access, Analytik und intelligente Prozesse im Mittelpunkt, um eine notwendige Produktionssicherheit und Flexibilität zu ermöglichen. Dies hat in vielen Fällen dazu beitragen, dass Unternehmen die Produktion weiterführen können. Diese Firmen forcieren jetzt sogar ihre digitale Transformation, und wir sind gespannt darauf mitzuerleben, wie sich die Dynamik fortsetzt und wie unsere Kunden davon profitieren werden. Im industriellen Umfeld findet gerade ein Wandel statt, den Einzelhandel und die Finanzwelt bereits vor 10 Jahren durchlaufen haben. Wir arbeiten mit führenden Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen zusammen, um sie dabei zu unterstützen die betriebliche Effizienz zu steigern, ihre Daten zu vereinheitlichen und ihre Teams zu vernetzen, um Industrie 4.0 zu realisieren. Unternehmen wie BP setzen auf AVEVA Lösungen, um die Wertschöpfung in der gesamten Wertschöpfungskette zu optimieren und die Entscheidungsfindung von Wochen auf Stunden zu verkürzen. Die Pandemie hat den Druck erhöht, OpEx Investitionen zu reduzieren und CapEx-Investitionen zu minimieren. Der Einsatz von Software auf die Art und Weise, kann dabei helfen Betriebsabläufe umzugestalten und effizienter zu machen.
Wie unterstützt die digitale Transformation die Entwicklung von Unternehmen?
Jean-Pascal Tricoire, Schneider Electric: Vor COVID-19 haben zahlreiche Unternehmen über die Gestaltung einer eigenen Digitalisierungsagenda gesprochen, viele auch eine erstellt. Die Krise hat alle vor eine neue Situation gestellt und die Prioritäten haben sich z.T. geändert: wo für die einen Effizienzsteigerung und Kostensenkung im Vordergrund steht, suchen andere nach neuen Kapazitäten und Wegen, um in Krisensituationen widerstandsfähiger zu sein. Die Digitalisierung ist die Antwort auf beides. Wir haben gerade eine massive Beschleunigung der Digitalisierung erfahren und wir gehen davon aus, dass das so weitergehen wird. Digitale Technologie ist die Grundlage für alles "Remote", für mehr Flexibilität, ein sichereres Arbeitsumfeld. Sie sorgt für ein nachhaltiges Asset Performance Management und vorausschauende Wartung, Analytik und künstliche Intelligenz. Schon jetzt können Unternehmen, die auf digitale Lösungen setzen, effizienter und nachhaltiger agieren und sich sowohl den wirtschaftlichen als auch den ökologischen Herausforderungen zu stellen, mit denen wir konfrontiert sind. Dies sind die Trends, die die Digitalisierung massiv beschleunigen. Die Krise hat uns gezwungen, Entscheidungen zu treffen, sie hat uns mutiger gemacht, und wir sehen, dass unsere Kunden motiviert sind, aus den Erfahrungen zu lernen.
Was ist mit Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit - wie lassen sich diese Trends in das Konzept der digitalen Transformation integrieren?
Craig Hayman, AVEVA: Bei Industrie 4.0 geht es darum, digitale Informationen zusammenzuführen, um einen digitalen Zwilling zu schaffen, der es ermöglicht, Prozesse dauerhaft zu optimieren. Nehmen wir z.B. den Bereich Energie: In den letzten Monaten ist der Kerosinverbrauch von Flugzeugen drastisch zurückgegangen, der Energieverbrauch insgesamt blieb jedoch relativ stabil, und die Stromverrauch ist angestiegen. Elektrizität ist nach wie vor die effizienteste Art und Weise, Energie auf der ganzen Welt zu verteilen. Wir haben also eine Beschleunigung von Industry 4.0 für die Energieverteilung und die Energieversorgungsketten erlebt, was auch der Nachhaltigkeit zu Gute kommt. In der Produktion gab es Engpässe und Lieferketten sind zusammen gebrochen. Viele Firmen haben sich auf lokale Zulieferer zurück besannt. Nun da die Lockdowns mehr und mehr gelockert werden, suchen Unternehmen der richtigen Art und Weise, mit den sogenannten "New Normal" umzugehen. Auch hier kann Industrie 4.0 unterstützen, denn es hilft Kapital freizusetzen und Wachstum voranzutreiben.
Wie unterstützen Schneider Electric und AVEVA die digitale Transformation für Ihre Kunden?
Jean-Pascal Tricoire, Schneider Electric: Wir können alle voneinander lernen. Wie Craig bereits sagte, die Ziele, die üblicherweise mit der Digitalisierung in Verbindung gebracht werden sind mehr Effizienz, Belastbarkeit, Qualität, Rückverfolgbarkeit - aber sobald man den digitalen Zwilling seines Unternehmens und die damit zur Verfügung stehenden Daten hat, lassen sich noch weitere Anwendungsbereiche und Vorteile erkennen. Betrachten wir die Belastbarkeit und Zuverlässigkeit - dies bedeutet mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit, da Sie die verbrauchten Ressourcen nachverfolgen können.
Craig Hayman, AVEVA: Ein anderes Beispiel ist die intelligente Fabrik von Schneider Electric in Batam, Indonesien. Dort konnten wir die Ausfallzeiten um 44% reduzieren, indem wir die Daten verfügbar gemacht haben. Oder wenn wir uns ADNOC ansehen, dort wurden durch die Digitalisierung von Wertschöpfungskette und Daten Einsparungen in Höhe von 1 Mrd. USD erzielt. Sie nutzten AVEVA-Software, um Daten zu vereinheitlichen und die Anlagen zu digitalisieren. In den meisten Unternehmen werden bereits Unmengen an Daten generiert und erfasst, zum Teil werden diese vor Ort gespeichert, in verteilten Systemen oder in der Cloud. Der Trick besteht jetzt darin, alle Daten zusammenzufügen und zu kontextualisieren.
Wie bereiten sich Unternehmen darauf vor, Daten zukünftig zu verwalten? Was sind die digitalen Auswirkungen in Sachen Nachhaltigkeit?
Jean-Pascal Tricoire, Schneider Electric: Nachhaltigkeit ist ein Ziel dass man dann erreicht, wenn man erst mal schaut, wie die Ausgangssituation ist. Und die Digitalisierung ist der natürliche erste Schritt im Rahmen eines faktenbasierten Ansatzes. Dann passen Sie Ihre Strategie an und setzen sie in die Tat um, um Ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Dabei machen Sie viele kleine Schritte nacheinander, entdecken auch neue Wege. Auf diese Weise haben wir bei Schneider Electric Kohlendioxidausstoß alle 3 Jahre um 10% gesenkt. Auch in den kommenden Monaten erwarte ich, daß der Fokus auf Nachhaltigkeit zunehmen wird - Investoren drängen die Unternehmen dazu, ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung gerecht zu werden.
Craig Hayman, AVEVA: Wir haben gerade Lisa Johnston zu unserer Chief Sustainability Officer ernannt und bauen unsere Nachhaltigkeits-Strategie weiter aus. Wir bewundern die Arbeit, die Schneider Electric und Jean-Pascal im Bereich der Nachhaltigkeit bereits geleistet haben. Sie sind am Pariser Abkommens beteiligt und wir nehmen uns daran ein Beispiel. Unsere Software leistet bereits einen großen Beitrag zur Unterstützung der Nachhaltigkeit, zur Reduzierung von Emissionen, zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Unterstützung der Rückverfolgbarkeit und Produktqualität. So wie bei Olam.
Was ist das Besondere an der Partnerschaft zwischen AVEVA und Schneider Electric?
Jean-Pascal Tricoire, Schneider Electric: Es ist eine einzigartige Symbiose. Unsere Kunden sind komplexe Unternehmen, die aus mehreren Systemen an verschiedenen Standorten mit globalen Wertschöpfungsketten bestehen. Sie müssen diese Komplexität integrieren, um ihre gesamten Abläufe so klar und einfach wie möglich darzustellen. Die weltweit führende Industriesoftware von AVEVA verbindet vollständig integrierte Analytik und Cloud-Technologie mit Tools, die auf moderne Industrieprozesse zugeschnitten sind. Gleichzeitig profitieren unsere gemeinsamen Kunden von der Größe und dem Umfang an Dienstleistungen von Schneider Electric.
Craig Hayman, AVEVA: Wir bieten durch unsere Partnerschaft ganz wesentliche Vorteile. So haben wir zum Beispiel vor kurzem ein Edge Reference Design eingeführt, das EcoStruxure von Schneider Electric und die AVEVA-Software integriert und somit IT und Produktion. Erst vor kurzem haben wir das AVEVA Unified Operations Center für Datenzentren vorgestellt, in das die AVEVA-Software vollständig integriert ist. Für unsere Kunden ist diese Gelegenheit, industrielle Automatisierung mit Fokus auf Effizienz mit Lösungen für eine nachhaltige Produktion zu kombinieren. Gemeinsam sind wir stolz darauf, mit führenden Unternehmen in den Bereichen Fertigung, Energie, intelligente Infrastruktur und anderen Branchen zusammenzuarbeiten, um sie bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft zu unterstützen.
Die 2. AVEVA World Digital findet am 25. und 26. August statt. Melden Sie sich noch heute kostenlos an unter www.avevaworld.com. Oder sprechen Sie mich direkt an!