Der Industriesektor wird von geschlossenen, proprietären Systemen beherrscht, die nicht auf Flexibilität ausgelegt sind und die die Bindung an einen bestimmten Anbieter forcieren. Wie lässt sich das ändern? Setzen Sie auf hardwareagnostische Software! Wer keine offene, interoperable Standards für Automatisierungswerkzeuge nutzt, wird irgendwann einen hohen Preis zahlen.
Während sich die Welt von der Pandemie erholt, hat die Industrie die einmalige Chance, sich neu zu definieren. Wenn wir echte Veränderungen bei Effizienz und Nachhaltigkeit erreichen wollen, müssen wir jetzt mutige Schritte unternehmen.
Offen ist nicht gut genug
Der Industriesektor ist reif für einen Umbruch. Viele Automatisierungsanbieter sprechen von "offener" Technologie. Die offene Automatisierung, wie sie heute existiert, ist jedoch nicht offen genug, da viele Anbieter noch keine herstellerunabhängigen Systeme eingeführt haben, bei denen die Software eines Anbieters auf der Hardware eines anderen laufen kann. Dies führt dazu, dass Industrieunternehmen unnötige Entwicklungskosten und Verzögerungen bei der Einführung von Innovationen in Kauf nehmen müssen. Die Folge sind eine geringere Flexibilität und verpasste Geschäftschancen.
Es liegt im Interesse aller - von Anbietern, Maschinenbauern bis hin zu Systemintegratoren und Endanwendern - einen Weg aus der Sackgasse zu finden. Letztendlich kann dies, wie viele der größten Herausforderungen unserer Zeit, nur durch Zusammenarbeit erreicht werden.
Der Preis der Trägheit
Das Festhalten an Technologien, die auf geschlossenen, proprietären Systemen aufbauen, hemmt die Innovation und lähmt gleichzeitig die Produktivität der Zusammenarbeit zwischen Systemen, Maschinen und Menschen. Wir können keinen unnötig großen technischen Aufwand, keine Modularisierung und keine Hindernisse für Widerstandsfähigkeit und Innovation mehr akzeptieren.
Eine Gruppe von Mitarbeitern, die nicht kommunizieren kann, kann nicht produktiv sein. Die heutigen geschlossenen Automatisierungssysteme stoßen auf die gleichen Schwierigkeiten. Sie können weder einfach integriert werden noch mit Geräten von Drittanbietern zusammenarbeiten, noch lassen sie sich einfach aufrüsten.
Industrieller Scheideweg
Wir haben einen Wendepunkt erreicht. Die derzeitige Systemarchitektur der Industrieautomatisierung hat die Industrie gut dorthin gebracht, wo wir heute stehen, aber um das ganze Versprechen der vierten industriellen Revolution zu erfüllen, müssen wir unser Technologiemodell grundlegend ändern. Laut Accenture könnte das industrielle Internet der Dinge (IIoT) bis 2030 nicht nur der Weltwirtschaft Billionen einbringen, sondern auch die Produktivität und Effizienz der Hersteller weltweit steigern. Einem Bericht des Weltwirtschaftsforums in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group (BCG) zufolge halten 72 % der Hersteller fortschrittliche Analysen für immer wichtiger, und 80 % glauben, dass sich die Produktivität durch Digitalisierung und datengesteuerte Erkenntnisse steigern lässt.
Universelle Automatisierung
So wie die IT-Welt die Vorteile offener Plattformen für sich entdeckt hat, ist nun die Industrie an der Reihe. Universelle Automatisierung ist die Welt der "Plug-and-Produce"-Automatisierungssoftwarekomponenten, die spezifische Kundenprobleme auf bewährte Weise lösen. Stellen Sie sich das als die Anfänge eines App-Stores für die industrielle Automatisierung vor. Die Technologie, die dies möglich macht, existiert bereits. Der IEC 61499-Standard für Interoperabilität und Portabilität kann verwendet werden, um eine standardisierte Automatisierungsschicht für alle Anbieter zu schaffen, ähnlich wie das Open-Source-Betriebssystem Linux zur Standardisierung von Betriebssystemen für Computer beigetragen hat.
Durch die Beseitigung technologischer Barrieren ermöglicht die universelle Automatisierung, dass Fertigungslinien und industrielle Prozesse von Ingenieuren bei Bedarf schnell umprogrammiert werden können, sogar aus der Ferne. Diese gesteigerte Flexibilität und Produktivität ist notwendig, um den sich ändernden Nachfragemustern der Verbraucher gerecht zu werden und gleichzeitig die durch die Pandemie verursachten Einschränkungen zu berücksichtigen.
Keiner kann es allein schaffen
Der erste Schritt zur Erreichung dieser neuen industriellen Produktivität und Effizienz ist die Zusammenarbeit. Wir rufen das gesamte industrielle Ökosystem auf, sich an den Diskussionstisch für eine universelle Automatisierung zu setzen. Bevor ein sinnvoller Wandel stattfinden kann, müssen wir Vertrauen aufbauen, Akzeptanzbarrieren beseitigen, neue Wege zur gemeinsamen Nutzung von Daten finden und Innovationen mit einem standardisierten Ansatz vorantreiben. Nur wenn wir uns verpflichten, die industrielle Technologie der nächsten Generation gemeinsam voranzutreiben, können wir alle an einer besseren Realität für unsere Industrie der Zukunft, unsere Menschen und unseren Planeten teilhaben.