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Wie eine Krise die Einführung eines digitalen Zwillings vorantreibt

Geschrieben von Thomas FORM | 07.07.2020 22:00:00

Während des Lockdowns war die Definition eines "essentiellen" Arbeitnehmers jemand, der in das Unternehmen an seinen Arbeitsplatz gehen musste. Die Pandemie zwingt nun zu einer erneuten Überprüfung aller Arbeitsprozesse, neue Wege zu finden nicht mehr den Arbeitnehmer zur Arbeit sondern die Arbeit zum Arbeitnehmer zu bringen.

Als Millionen von Arbeitnehmern gezwungen waren sich selbst unter Quarantäne zu stellen, wurde die Möglichkeit aus der Ferne zu arbeiten zu einer Grundvoraussetzung für die Fortführung der Geschäftstätigkeit. Während des Lockdowns wurde die Definition eines "essentiellen" Arbeiternehmers weitgehend durch die Notwendigkeit definiert körperliche Arbeit an einem bestimmten physischen Ort zu verrichten. Mit anderen Worten, der Arbeitnehmer muss sich an den Arbeitsplatz begeben. Die Pandemie zwingt nun zu einer erneuten Überprüfung aller Arbeitsprozesse, um eine Lösung zu finden, die Arbeit stattdessen zum Arbeitnehmer zu bringen.

Zu den grundlegenden Fragen, die Teil einer solchen Überlegung sind, gehören:

  • Wird die Art der Arbeit als physisch (mit Muskeln) oder logisch (mit Verstand) oder beides betrachtet?
  • Erfordert die Arbeit die Anwesenheit des Arbeitnehmers vor Ort wie gehabt?
    o Auf dem Werksgelände?
    o Sicherheitsabstand zu Kollegen?
  • Gibt es Möglichkeiten, die für körperliche Arbeit aufgewendete Zeit zu reduzieren?

ArbeitnehmerInnen, deren Arbeit den Umgang mit Informationen beinhaltet, passten sich durch die Mobilisierung von Standardwerkzeugen wie Zoom, Skype usw. an. In solchen Fällen ging der Übergang schnell vonstatten, da Trends wie HomeOffice und Outsourcing bereits lange vor der Pandemie die Weichen gestellt hatten. Bei Industriearbeitern, deren Arbeit körperliche Aktivitäten entlang der Lieferkette erfordert, ersetzte die Automatisierung die Muskeln immer mehr. Auch wenn die Pandemie diesen Trend sicherlich noch mehr beschleunigen wird, sind hier doch tiefergehende Gespräche und Analysen notwendig wie sich der Industriearbeiter der Zukunft an eine neue Arbeitswelt anpassen wird.

Remote-Sichtbarkeit: Ein grundlegender Schritt hin zum digitalen Zwilling

Als AVEVA mit den Kunden diskutierte, was notwendig ist, um die Produktion zu Covid-19 Zeiten aufrecht zu halten, stellte sich heraus, dass Remotesichtbarkeit und -bedienung oberste Priorität hat, da die Kunden versuchen eine Notbesatzung vor Ort zu halten, die für die Kontrolle bzw. Bedienung notwendig ist. Das Personal außerhalb des Werks erhält Lesezugriff zu den Anlagen bzw. der Mensch-Maschine-Schnittstelle (HMI), um den Betrieb zu überwachen, zu analysieren und die Entscheidungen, die dann vor Ort ausgeführt werden müssen, zu unterstützen.

Für den Mitarbeiter, der jetzt nicht mehr vor Ort ist, wird die Digitalisierungslücke sofort deutlich. Was sie vor Ort leicht beobachten und wahrnehmen konnten, muss entweder von der Notbesatzung vor Ort oder über Sensoren erfasst und übermittelt werden. Wenn jetzt entschieden wird, dass die Remote-Arbeitsplätze über die Zeitspanne von Covid-19 hinweg beibehalten werden sollen, muß der nächste Schritt eine weitere Digitalisierung des Produktionsablaufs sein, um einen höheren Grad an Informationsdetails zu erreichen, was dann in letzter Instanz einen Prozesszwilling darstellt.

Denken Sie wie Lundin

Beispiel: Ein Kunde, der einen ähnlichen Denkprozess durchlief (aber aus anderen Gründen), ist das skandinavische Unternehmen Lundin, das Offshore-Plattformen in der Nordsee baut und betreibt. In gewisser Weise funktioniert eine Offshore-Plattform ähnlich wie eine "Quarantäne" Produktionsumgebung, die Teams arbeiten aufgrund von Zugangsbeschränkungen über längere Zeiträume aus der Ferne daran. Im folgenden Video erklärt Geir Sjøsåsen, Betriebsberater, die Gründe für das Projekt "Digitaler Zwilling" in Bezug auf die Arbeit, die an Land und auf See geleistet wird:

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Lundin ist nur ein Beispiel von mehreren Anwendungen, in denen die Technologie des digitalen Zwillings dabei hilft "die operative Arbeit zum Arbeitnehmer zu bringen". Für Lundin waren es hier rein wirtschaftliche Gründe: Offshore-Arbeiten sind wesentlich teurer als Onshore-Arbeiten. In ähnlicher Weise verursacht die Quarantäne-Situation neue, unvorhergesehene Kosten. Ob diese neuen Arbeitsbedingungen eine Anomalie oder eine neue Normalität darstellen, die einzuplanen ist, hängt von der Art des Unternehmens ab. Es macht also Sinn für Unternehmen über solche Lösungen nachzudenken, um bei der nächsten Katastrophe dieser Art vorbereitet zu sein.

 

Jede Produktionsumgebung bringt andere Herausforderungen mit sich

Während eine lokale Präsenz für den Betrieb der physischen Lieferkette unumgänglich ist, eignen sich andere Produktionsumgebungen für ein höheres Maß an Remote-Operationen. Kontinuierliche Prozesse und bestimmte diskrete, die einen höheren Automatisierungsgrad aufweisen, benötigen typischerweise ein Minimum an Personal vor Ort. In diesen hochgradig instrumentierten und automatisierten Umgebungen sind nur bei Produktwechsel bzw. bei Störungen Personal vor Ort notwendig. Viele betriebliche Funktionen werden in den digitalen Zwilling verlagert, um nur ein Beispiel zu nennen, vorbeugende Instandhaltung.

Bei der typischen diskreten Fertigungsumgebung gibt es einen bedeutend höheren manuellen Arbeitsanteil, in der der Mensch die Produktionskapazität oder der wichtigste Aktivposten in der Wertschöpfungskette ist. Für diese Produktionsstätten hat der Schutz des Menschen natürlich oberste Priorität, hier müssen Layouts und Prozesse so umgestaltet werden, dass sie soziale Distanzierungspraktiken und neue Sicherheitsrichtlinien berücksichtigen, um jedes Risiko für die Mitarbeiter zu minimieren. Unabhängig von der Art des Umfelds wächst die Erkenntnis, dass sich unsere Arbeitsweise aufgrund der Pandemie verändert hat. Da es mehr als fraglich ist, ob wir jemals zu dem Zustand vor der Pandemie zurückkommen, ist jedes Produktionsumfeld gezwungen seine Arbeitsprozesse neu zu überdenken. Es ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine gute Gelegenheit, den digitalen Zwilling als Rahmen zu nutzen, um eine neue und moderne Arbeitswelt zu schaffen.